29. Mai 2018 | Von Andreas Müller | Nassauische Neue Presse
Zur Feier seines 125-jährigen Bestehens hat der Männergesangverein „Eintracht“ 1893 EV Erbach sich und seinen Gästen ein ganz besonderes Geschenk gemacht: Einen ganzen Tag lang konnten sie in der Katholischen Kirche in Erbach sakrale Chormusik genießen. 26 Chöre waren angetreten, sich musikalisch zu messen und von der Jury eine Wertung für ihren Gesangsvortrag zu bekommen.
Viele Chöre kamen aus der Nähe, die weitesten Wege mit jeweils 140 Kilometern Anreise nahmen Chöre aus Sensbachtal (Odenwaldkreis) und Kronau bei Karlsruhe auf sich. In den Kategorien sangen unterschiedlich große Frauen- und Männerchöre, gemischte Chöre und auch ein kleines Männerensemble mit nur neun Sängern.
Die Wertungsrichter sind in der Region keine Unbekannten: Dion Ritten aus den Niederlanden und Michael Rinscheid aus Attendorn. Das Schöne an einem solchen Tag voller Chorgesang ist, dass man nicht nur ein breites Spektrum an sehr unterschiedlicher Chorliteratur hören, sondern auch Trends feststellen kann, welche Stücke oder Komponisten gerade angesagt sind. Klarer Spitzenreiter war in Erbach der 1972 geborene polnische Komponist Piotr Janczak. Sechsmal zu hören waren Werke von ihm, darunter dreimal sein „Kyrie“ und zweimal das „Miserere“. Dicht gefolgt vom norwegischen Komponisten Ola Gjeilo (1978), neben dessen Stück „Northern Lights“ gleich viermal „Ubi caritas“ vorgetragen wurde. Ebenfalls gut im Rennen lagen der Litauer Vytautas Miškinis (1954) mit vier Beiträgen sowie die beiden Deutschen Rudolf Mauersberger (1889 bis 1971) und Alwin Michael Schronen (*1965) mit je drei Stücken. Gerade so ein Wettbewerb bietet vorzüglich die Möglichkeit, das gleiche Stück von unterschiedlichen Chören mit teilweise sehr verschiedenen Interpretationen zu vergleichen. Bei vielen Chören merkte man, dass sie allein schon die Auswahl ihrer drei vorzutragenden Stücke sehr sorgfältig gewählt hatten, um sehr unterschiedliche Werke zu präsentieren und so die Vielseitigkeit des Chores zu demonstrieren. 25 Punkte konnte ein Chor maximal erreichen und sich damit ein Golddiplom ersingen. Gold gab es ab einer Punktzahl von 22.
Das gelang immerhin acht Chören. Die Tageshöchstpunktzahl mit 23,92 Punkten erreichte der größte teilnehmende Chor, der GV „Harmonie“ 1879 Bernbach aus dem Main-Kinzig-Kreis, der unter der Leitung von Matthias Schmitt mit etwa 60 Männern auf der Bühne stand.
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Mit Applaus förmlich überschüttet wurde das nur neun Sänger zählende Ensemble „Principium Canti“ aus Lindenholzhausen. Wäre es kein Wettbewerbsauftritt gewesen, hätten sie eine Zugabe geben müssen. „Wir sind Freunde, die gerne singen“, bringt es Nik Giehl auf den Punkt. Die jungen Sänger haben sich im vergangenen Jahr zusammengetan. „Angefangen hat es mit Ständchen zum Geburtstag oder einem Singen im Altenheim“, erzählt Nik Giehl. Nach zwei Konzerten war dies ihr erster Wettbewerb.
Der kleine Chor sang außerhalb der Wertung. „Punkte sind uns nicht wichtig“, sagt Nik Giehl. „Wir werden ein Gespräch mit den beiden Juroren haben. Darin wollen wir erfahren, wie wir uns verbessern und weiterentwickeln können“. Die Sänger proben projektbezogen, suchen ihre Stücke gemeinsam aus und wollen sich von unterschiedlichen Chorleitern coachen lassen. Nik Giehl betont: „Es soll einen gewissen Anspruch haben, aber trotzdem locker bleiben.“
Quelle: Nassauische Neue Presse